Das Joshi-Testergebnis
Die Tür öffnet sich automatisch, wir treten ein und stehen schon mittendrin in der Sporthalle Wien. Es sieht nach Abenteuer aus – so stellt man sich einen Spielplatz für Erwachsene vor. In den kommenden 50 Minuten der Mobility-Einheit dürfen wir ganz offiziell wieder zu Kindern werden, neugierig sein und uns selbst ausprobieren, ohne die Erwartungshaltung, schon beim ersten Versuch alles perfekt beherrschen zu müssen. Mein letzter Hindernislauf, das muss in der Schule gewesen sein. Wie erfrischend, wenn ich abseits vom Büroalltag einmal Hürden vor mir habe, die ich nicht mit dem Kopf lösen muss. Stattdessen kriechen mein Joshi-Kollege, David, und ich am Boden, winden uns durch Stäbe hindurch und testen unsere eigene Beweglichkeit. Der Nebeneffekt dessen, was wie eine Stunde am Spielplatz daherkommt: Wir trainieren gezielt Koordination und Kondition.
Im Strength-Training ist uns das eigene Körpergewicht die größte Herausforderung. Hilfsmittel, wie Kurzhanteln oder TRX-Bänder, braucht es da nur sporadisch. Es geht uns an die Mitte, an Arme und Beine, nichts wird ausgelassen. Und immer ruht der aufmerksame Blick unseres Trainers auf uns. Ihm entgeht kein Durchschwindeln in der Ausführung der Übungen. Und wenn er merkt, dass wir tatsächlich mehr als an unsere Grenzen gelangen, bekommen wir Alternativvorschläge. Schließlich soll bitte ja niemand demotiviert vom Spielplatz nachhause gehen!
Bewegung, die ohne Schnickschnack auskommt
In einem Fitnessstudio wird man Zong, Geschäftsführer der Sporthalle Wien, wohl so schnell nicht mehr antreffen. Mit seinem Projekt „Sporthalle“ hat er sich vor zwei Jahren einen Traum erfüllt und ein Konzept miterschaffen, von dem er als Sportwissenschafter und Ex-Basketballer zu 100% überzeugt ist:
„Wir bieten Bewegung so an, wie es sinnvoll ist. Kein Schnickschnack, mit irgendwelchen Geräten, die nicht nötig sind.“
In der Sporthalle trainiert man vordergründig mit dem eigenen Körpergewicht und lernt, die eigenen körperlichen Fähigkeiten oder das, was von ihnen übrig geblieben ist, wiederzuentdecken und auszubauen. Zong und sein Team sind mit der Komplexität des menschlichen Körpers bestens vertraut und setzen gerade deshalb bei den absoluten Basics ihrer KursteilnehmerInnen an. Weil wir durch einen zumeist sitzenden Alltag sehr viel an Bewegungsmöglichkeiten verlernt und tatsächlich den Rückbau unserer Spielräume im Bewegungsapparat vorangetrieben haben:
„Die Natur hat uns alles in die Wiege gelegt und wir sind unfähig, alle Fähigkeiten beizubehalten.“
Die Möglichkeiten unseres Körpers neu denken
Den ganzen Körper außerhalb der gewohnten Bewegungsmuster zu aktivieren, darum geht’s, wenn man die Halle kriechend, balancierend, hüpfend, kletternd und laufend durchquert. Ein Training in der Sporthalle weckt und befriedigt die Neugierde, wozu der eigene Körper fähig ist. Egal wie begrenzt oder fortgeschritten die eigenen Möglichkeiten zu Trainingsbeginn sein mögen, hier wird die Lust, auf Entdeckungsreise zu gehen, geschürt:
„Ich lerne, was ich eigentlich können sollte – es geht darum, Beweglichkeit und Bewegungsfertigkeiten wiederzuerlernen.“
Spielerisch und in kurzweiligen Übungen führen die TrainerInnen ihre KursteilnehmerInnen an Bewegung in all ihren Facetten und Herausforderungen heran. Und so kommt es, dass in den Gruppen der pensionierte Opa neben der Profisportlerin trainiert. Weil sie alle begeistert festgestellt haben, dass hier eine Lücke im Sportmarkt geschlossen wurde: Ein intelligentes Training mit ganzheitlicher Bewegung und überdurchschnittlich hoher Qualität der Betreuung ist in der Sporthalle gelebter Standard. Durch kleine Gruppengrößen (zwischen 10 bis max. 15 Personen) wird niemand aus den Augen gelassen und von der Erfahrung der TrainerInnen profitiert neben dem Anfänger auch die fortgeschrittene, aber einseitig trainierte Sportlerin. Für diejenigen, die lieber die gesamte Aufmerksamkeit der TrainerInnen für sich alleine möchten, gibt es neben den Kursen auch die Möglichkeit eines individuellen Personal oder Medical Trainings.
Fitness-Wiedereinstieg nach einer Verletzung
In die Sporthalle finden neben bewegungshungrigen Freigeistern auch Menschen, die sich nach einer Verletzung gerade mühsam wieder an ihre ursprüngliche körperliche Fitness heranarbeiten. Weil das Konzept der Sporthalle auf reges Interesse bei MedizinerInnen – speziell bei OrthopädInnen – trifft, schicken auch diese ihre PatientInnen regelmäßig zu Zong’s Crew ins Training. Vor allem jene PatientInnen, die nach abgeschlossener Physiotherapie vor der Frage stehen: „Was nun?“, weil der Weg zur vollständigen Genesung oft längst noch nicht abgeschlossen ist. Nach einem Functional Bodyscreening, das den aktuellen Ist-Zustand der PatientInnen abklärt und die Basis für die bestmögliche Trainingsform bietet, wartet auf diese KundInnen das Medical Training. Es soll sie langsam auf reguläre Sporthalle-Trainingseinheiten – wie das Mobility Training – heranführen.
Eine externe sportärztliche Grunduntersuchung beim Internisten und Orthopäden empfiehlt Zong allen, die sich erstmals oder nach längerer Abstinenz wieder für Bewegung begeistern. So kann optimal umgesetzt werden, was sich die Sporthalle auf die Fahnen schreibt:
„Definiere dein Ziel – wir zeigen dir den Weg.“
Trainieren neben und mit Österreichs Profi-SportlerInnen
Das Sporthalle-Team, ein bunter Haufen aus zum Teil ehemaligen Profi-SportlerInnen, holt jede/n dort ab, wo er oder sie gerade steht. Und gerade weil sie gemeinsam mit so viel Expertise in den unterschiedlichsten Disziplinen aufwarten (Leichtathletik, Basketball, Boxen, Gewichtheben, Crossfit, Parkour, Capoeira, Taekwondo, Spartan-Race, OCR, Kali, Shiatsu, Triathlon, etc. ), zieht es neben ehemaligen auch aktive österreichische SpitzensportlerInnen regelmäßig in die Sporthalle. „Ich vergesse sicher jemanden“, sagt Zong, während er in seinem Büchlein die Namen seiner prominenten KundInnen sucht: (Ex-)Schifahrer Klaus Kröll, Joachim Puchner, Otmar Striedinger; Eva Voraberger (Boxen); Benjamin Bildstein (Segeln); Jakob Pöltl (Basketball-NBA); Magda Krssakova (Judo); Lemawork Ketema (Marathon); Anja Fuchs-Robetin (Basketball)…
Und obwohl mittlerweile schon eine kleine Sporthalle-Familie entstanden ist, hat sich das Konzept noch nicht in der breiten Masse herumgesprochen, wie Zong sagt:
„Wir sind noch ein bisschen ein Geheimtipp. Aber umso mehr empfehlen uns die eigenen Leute. Das ist ein Zeichen dafür, dass wir nicht so falsch liegen können.“
Das Mindset der TrainerInnen
Das vorzuleben, was sie anderen predigen, ist die oberste Prämisse des Sporthallen-Teams. Dominique – Zong’s rechte Hand in der Geschäftsführung und Trainerin formuliert das so: „Gesund zu bleiben muss das oberste Ziel sein.“ Dazu gehört für sie auch auf sich selbst zu hören, Fortschritte wahrzunehmen und sich immer weiterzuentwickeln. Jahrelang war sie selbst im Leistungssport aktiv (Leichtathletik, CrossCountry, Boxing, Spartan Races, Triathlon, Crossfit) und sieht diese Zeit heute kritisch:
„Leistungssport ist chronischer Stress – du musst ständig über deine Grenzen gehen.“
Nachdem die Menschen heutzutage in nahezu allen Lebenslagen von Stress geplagt sind, sollte das Training nicht auch noch zu einem Stressfaktor werden, weil es unter diesen Umständen auch eine hohe Verletzungsgefahr birgt. Deswegen geht es laut Dominique in der Sporthalle darum, „den Stress rauszunehmen und für jeden Menschen das passende Training zu finden“.
Sowohl Dominique als auch Geschäftsführer Zong können aus ihrer aktiven Zeit im Spitzensport ein Lied davon singen, was passiert, wenn man zu viel in zu kurzer Zeit erreichen möchte, einseitig trainiert und die wichtigen Regenerationsphasen nicht einhält. Dominique fasst es nüchtern zusammen:
„Zu viel Sport macht krank.“
Aber selbst diese negativen Erfahrungen sind heute für die Arbeit mit Sporthalle-KundInnen wertvoll, wie Zong festhält:
„Ich hatte viele Probleme beim Basketball, wurde fünf Mal operiert. Aber es ist kein Nachteil zu wissen, wie man aus einer Verletzung wieder rauskommt.“
Dominique und Zong sind in ihrem ganz persönlichen Training zu Mobilitäts-Allroundern und –Liebhabern geworden. Beide verfolgen sie keine fixe Trainingsroutine. Regelmäßige Bewegung ja, aber nicht mit Druck. Zong versucht beispielsweise seine Alltagsbewegung hochzuschrauben, indem er zu Fuß zur Arbeit geht oder mit dem Rad fährt. Für beide sind ihre eigenen Mobility und MovNat-Kurse willkommene Bewegungseinheiten, weil hier der Spaß im Vordergrund steht. Zong lacht:
„Bankdrücken interessiert mich nicht mehr.“