Leinsamen, Leinöl und Linsen - das gesunde Trio
In unserem Wiesinger-Testpackerl finden sich Leinsamen, Leinöl und Tellerlinsen. Alles Bio, versteht sich. Joshi-Anbieter Helmuth Wiesinger gibt im Vorfeld Anregungen, was man mit Leinsamen und Leinöl so anstellen kann. Leinsamen kennt man ja vor allem von Brot und Gebäck und Leinöl bringen viele in erster Linie mit Salatdressings in Verbindung. Heute mischen wir aber beides in unseren morgendlichen Porridge und starten dadurch mit einer gesunden Portion der wichtigen Omega-3-Fettsäuren in den Tag. Dass man Leinöl nicht erhitzen darf, hat uns der Landwirt noch als Hinweis mitgegeben. Der Esslöffel Öl kommt daher erst ganz zum Schluss in den warmen Haferbrei. Unser Körper und vor allem unsere Verdauung freuen sich über die morgendliche Aufmerksamkeit!
Ein paar Tage später widmen wir uns den Linsen und mischen sie gemeinsam mit regionalem Gemüse in unseren Suppeneintopf. Nach nur sechs Minuten im Schnellkochtopf füllt die Linse unsere Speicher mit pflanzlichem Eiweiß, komplexen Kohlenhydraten und Vitalstoffen.
Das Joshi-Testergebnis: Mit hochwertigen Lebensmitteln dem Körper etwas Gutes tun, lässt einen an sich schon pudelwohl fühlen. Das Plus bei Helmuth Wiesingers Lein- und Linsen-Produkten: Die kompetente Beratung und das Gefühl, einen unmittelbaren Bezug zu Hersteller und Region zu haben!
Der Bauer mit der Doppelexistenz
„Kann ich dich später zurückrufen?“ Ich höre Traktorlärm im Hintergrund – Biobauer Helmuth Wiesinger ist gerade mitten auf seinem Feld im Weinviertel bei der Kirchererbsenernte. Vor einem Jahr hat er den Familienbetrieb von seinem Vater übernommen. Seitdem ist Helmuth hauptverantwortlich für den Anbau von Lein, roten und braunen Linsen, Kichererbsen, Platterbsen, verschiedenen Getreidesorten, Ölkürbis und Körnermais. Aber schon einige Jahre davor begann Helmuth eine Doppelexistenz zu führen. Ungleich der meisten Nebenerwerbsbauern ist er von April bis September Vollzeitbauer und von Oktober bis März Vollzeit- IT-Mitarbeiter der Telekom Austria. Dieses Karenzierungsmodell erlaubt es ihm, den Kopf immer komplett für einen Bereich frei zu haben. Denn:
„Die Landwirtschaft ist kein 8-17 Uhr-Job.“
Die Natur gibt das Tempo vor
Am Hof sind 16-Stunden-Tage keine Seltenheit, aber es gibt auch ruhigere Tage, etwa wenn das Wetter einen Strich durch die Rechnung macht. Fünf Wochen Urlaub am Stück existieren in der Landwirtschaft dennoch nicht. Trotzdem schätzt Helmuth, dass er näher am Wetter und somit am natürlichen Rhythmus dran ist. „Und wie schaffst du die Umstellung von den sechs Monaten drinnen dann nach draußen?“ frage ich. „Umgekehrt ist es viel schwieriger“, sagt Helmuth.
„Im Oktober nur zu sitzen ist komisch, wenn du’s sechs Monate nicht gemacht hast. Das Ruhighalten im Herbst ist schwierig!“
Stolz schwingt in seiner Stimmte mit, wenn er davon spricht, dass sein Vater schon vor knapp 20 Jahren erkannte, dass nur mit nachhaltiger Landwirtschaft zukünftige Generationen weiterhin Grund und Boden bewirtschaften werden können. Auch Helmuth sieht seinen langfristigen Erfolg als Landwirt nur dann gegeben, wenn er mit der Natur arbeitet und nicht gegen sie. Auch wenn das manchmal bedeutet, wirtschaftlich weniger erfolgreich zu sein. Seine Einstellung: Nicht überlegen, wie man mehr bewässern kann, wenn es wärmer und trockener wird, sondern welche Pflanzen-Kulturen dieses Klima vertragen. Das ist gesellschaftlich nachhaltig, sagt er.
Neues Ausprobieren, aus den eigenen Fehlern lernen
Bis zu einem Monat früher, als im letzten Jahr, fährt Helmuth Wiesinger heuer Lein, Linsen, Kichererbsen und Co. von den Feldern auf seinen Hof. Eine Folge des Klimawandels. Dass Helmuth überhaupt einmal Kichererbsen anbauen würde, das wäre vor zehn Jahren noch undenkbar gewesen. Die klimatischen Bedingungen waren damals noch ganz andere. Letztes Jahr wagte er den ersten Anbauversuch. Der Ertrag war, naja, nicht sonderlich hoch. Aber mit einer verbesserten Anbautechnik konnte er trotz wenig Regen im heurigen Jahr bereits eine größere Menge an Kichererbsen einfahren. Nachbessern muss er hingegen noch beim heurigen Erstversuch, schwarze Senfsamen zum Gedeihen zu bringen. Der Rapsglanzkäfer fand auf dem Feld sein persönliches Schlaraffenland: „Der hat das Feld komplett abgeräumt.“
„Was der Fehler war, ist noch nicht klar. Wir haben den ganzen Winter zum Nachdenken!“
Nachhaltige Landwirtschaft hautnah erleben
Helmuth Wiesingers hohe Ansprüche an seinen biologischen Anbau benötigen auch ein Mehr an Handarbeit und somit mehr menschliche Arbeitskraft. Maschinell sind nur 80% der Produktion zu schaffen.
Er selbst kann nicht nachvollziehen, wenn Kunden und Kundinnen im Supermarkt gerade bei Lebensmitteln auf jedem einzelnen Cent herumreiten. In Summe würden die Menschen oft nur einen kleinen Teil ihrer Gesamtmonatskosten ins Essen stecken.
„Die Leute schauen nicht genau, wo sie einen Monat lang ihr Geld ausgeben“.
Wiesinger freut sich, wenn er den Menschen direkt auf seinem Hof zeigen kann, wie biologische Landwirtschaft funktioniert. „Ich sag zu allen: Kommt’s vorbei und schaut’s euch das an!“ Aber gekommen sind trotzdem erst wenige. „Vielleicht weil die Leute Angst haben, mithelfen zu müssen?“ werfe ich schmunzelnd ein. Lachend und mit einem Augenzwinkern antwortet er „Naja, das kann dann natürlich schon passieren!“